Magazine November 2019

Bewährtes bewahren und Innovationen vorantreiben

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Kooperationsprojekt mit der Hochschule Luzern

Der Hintergrund

Ausgehend von textilspezifischem Fachwissen und breit gefächerten interdisziplinären Kompetenzen betreibt die Forschungsgruppe «Produkt & Textil» (Products & Textiles) anwendungsorientierte Forschung, wo Design, Technologie, Materialität und Nachhaltigkeit aufeinandertreffen. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung erforscht und validiert die Gruppe innovative Prozesse und Produkte. So entwickeln interdisziplinäre Projektteams u.a. anhand von Designvisionen und systematischen experimentellen Untersuchungen Konzepte für innovative Prozesse und Produkte, die in zeitgemäße Anwendungsszenarien übertragen und als Prototypen nutzbar gemacht werden.

Das Forschungsprojekt

Im Forschungsprojekt, das zur Kooperation mit Groz-Beckert geführt hat, geht es um Textilien für den Schlaf. Das Ziel: Anhand von Materialcharakter und unterschiedlichen Strickstrukturen die funktionalen und ästhetischen Qualitäten für „next to skin fabrics“ für den Schlafbereich analysieren und mit Prototyping-Verfahren zu optimieren. Konkret ermöglichte die Kooperation mit Groz-Beckert Strickmuster für haptische, wie auch physiologisch technische Untersuchungen zu produzieren.

Im Forschungsprojekt wird der Schlaf aus Sicht der Textilforschung untersucht. Eine Naturfaser, die die vom Körper abgegebene Wärme und Feuchtigkeit absorbiert und bei Bedarf nach außen abgibt, soll das Schlafen in der Komfortzone ermöglichen. Integrierte funktionale Stellen wärmen den Körper, wo er auskühlt, und kühlen ihn, wo es ihm zu warm wird. Entwickelt werden die Stoffe vom Forschungsteam der HSLU D&K, zusammen mit Materialwissenschaftlern der Empa St.Gallen und dem Start-up Dagsmejan Ventures AG. Diese vertreiben die funktionalen Schlaftextilien weltweit über den Online-Handel und bieten Kunden wissenschaftlich abgestützte textile Materialspezifikationen.

Durch eine Zusammenarbeit mit der Universität Stockholm konnten weiter wichtige Erkenntnisse zu nächtlichen Temperaturschwankungen und Schlafaktivitäten gewonnen werden. Die Forscher und Jungunternehmer von Dagsmejan möchten nichts dem Zufall überlassen; gilt der Schlaf doch immerhin als „einer der wichtigsten Einflussfaktoren für Wohlbefinden und Gesundheit“. Um Vergleiche in der Auswertung des Analysemodelles zu gewinnen, wurden nun bei Groz-Beckert zwei unterschiedliche Naturmaterialien in den gleichen Fadenstärken und Strukturen gestrickt, um diese durch Testpersonen haptisch beurteilen zu lassen.

Der Kontakt

Da ein großer Teil der textilen Produktion aus der Schweiz abgewandert ist, wird es für die Forschungsgruppe zunehmend schwieriger, Zugang zu industrieller Infrastruktur für Materialexperimente zu bekommen. Auf der Suche nach einem Produktionspartner, für die im Forschungsprojekt gewünschten Stricksamples, hat sich das Forschungsteam zuerst an die Hochschule Reutlingen gewandt. Die Hochschule verfügt über einen modernen Maschinenpark für die Ausbildung der Studierenden, der mindestens europaweit nahezu einmalig ist. Das dortige Maschenlabor ist mit den wichtigsten maschenbildenden Maschinen zur Herstellung von Gestricken und Gewirken ausgestattet, über die die Hochschule Luzern leider nicht verfügt. Allerdings konnte die vom Forschungsteam gewünschten feinen Gestricke in Reutlingen nicht produziert werden. Der Vorschlag sich an Groz-Beckert zu wenden, kam von der Hochschule Reutlingen. Bei Groz-Beckert sind erfreulicherweise sämtliche Maschinenfeinheiten vorhanden; zudem können Kleinmengen mit eigenem Material gestrickt werden. So konnten die funktionalen Strickmuster für den Schlafbereich mit zwei unterschiedlichen Materialen und unterschiedlichen Strickstrukturen von Groz-Beckert produziert werden.

Fazit der Hochschule Luzern

Die Zusammenarbeit gestaltete sich überaus großzügig und effizient. Vor allem auch deshalb, weil unser Leistungsspektrum nicht nur die Nutzung der Strickmaschinen ermöglichte. Die persönliche Technikberatung sowie das Sponsoring an Arbeitsstunden und Garn, haben zum Erfolg des Forschungsprojekts beigetragen.