Magazine September 2014

Die textile Welt im Blick: von Selbermachen bis Trassenbau

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„Go West-Strategie“ – neue Straßen, Gleise und Flughäfen

Kurze Planungsphasen und eine sehr schnelle Fertigstellung von Infrastrukturprojekten haben dazu beigetragen, dass China mittlerweile die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. Der Ausbau der Infrastruktur kann dem Tempo des Wirtschaftswachstums kaum folgen. Der Osten ist der Motor des Wirtschaftswachstums. Der Westen spielt in den Plänen der chinesischen Regierung aber eine wichtige Rolle, und so werden mit der „Go West-Strategie“ inzwischen auch die dünn besiedelten Regionen erschlossen. In den küstennahen Provinzen Chinas ist die Infrastruktur mittlerweile auf dem Niveau Europas, wogegen in den zwölf zentralgelegenen Provinzen die Infrastruktur erst in den letzten Jahren zunehmend ausgebaut wurde.

Just an imageVerkehrsknotenpunkt in Shanghai – Sinnbild für die gut ausgebaute Infrastruktur

Der Straßenbau gehört dabei zu den wichtigsten Infrastrukturprojekten, da in China rund 75% aller Transporte über die Straße erfolgen, gefolgt von der Schiene mit 13% und den Wasserstraßen mit 11%. Bis 2035 sind Investitionen von über 200 Milliarden Euro allein für den Ausbau des Straßennetzes vorgesehen. Weitere rund 500 Milliarden Euro sind für den Ausbau des Schienennetzes angesetzt.

Bislang gibt es rund 500 Flughäfen in China. Im Vergleich zu den USA, wo die Anzahl der Flughäfen und Flugplätze bei über 13.000 liegt, wird auch hier ein großer Nachholbedarf deutlich. Die chinesische Regierung hat dies jedoch schon lange erkannt, es sollen bis 2035 jedes Jahr durchschnittlich 20 neue Flughäfen entstehen.

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Boom am Bau – Vliesstoffe übernehmen zentrale Rolle

Von diesen umfangreichen Vorhaben zum Ausbau der Infrastruktur sollte auch die Nonwovens-Industrie in China profitieren. Denn seit den 1960er-Jahren werden Geotextilien verstärkt im Bauwesen verwendet. Am Anfang galt dies noch meist für Gewebe, ab den späten siebziger Jahren dann aber auch verstärkt für Vliesstoffe aufgrund ihrer vielseitigen und wirtschaftlichen Anwendbarkeit. Dennoch werden auch heute in fast allen Bereichen Gewebe als Geotextilien im Bauwesen eingesetzt. Hauptsächlich finden Gewebe aber heutzutage eher Anwendung, um eine zusätzliche Armierungswirkung zu erzeugen oder als alleinige Armierung zu dienen. Beim Straßenbau steht hingegen die Dehnungsbelastbarkeit eines Geotextils im Vordergrund, die Armierungsfunktion spielt in den meisten Fällen eine untergeordnete Rolle.

Auswahl nach vielfältigen Anforderungen

  • Trennen

    Hier verhindert das Geotextil die Vermischung zweier, unterschiedlicher Bodenschichten.

    Anforderungen:

    • Hohe Festigkeit
    • Verrottungsbeständig
    • Wasserdurchlässig
    • Die Beschaffenheit des Geotextils muss zur Beschaffenheit der unterschiedlichen Bodenschichten passen.

    Eingesetztes Material: Gewebe und Vliesstoffe

  • Schützen

    Hier werden z.B. Rohrleitungen beim Verschütten vor Beschädigungen geschützt.

    Anforderungen:

    • Hohe Festigkeit
    • Hohe Dehnungsbelastbarkeit
    • Verrottungsbeständig
    • Hoher Scheuerwiderstand

    Eingesetztes Material: vorwiegend Vliesstoffe

  • Bewehren

    Das Geotextil übernimmt die Aufgabe, Zugspannungen zwischen einzelnen Erdschichten oder Materialien aufzunehmen.

    Anforderungen:

    • Sehr hohe Festigkeit
    • Verrottungsbeständig
    • Wasserdurchlässig

    Eingesetztes Material: Gewebe und verstärkte Vliesstoffe

  • Filtern

    Hier muss das Geotextil Boden- oder Materialschichten zurückhalten und gleichzeitig gewährleisten, dass der Durchfluss von Wasser durch das Geotextil sichergestellt ist.

    Anforderungen:

    • Hohe Festigkeit
    • Verrottungsbeständig
    • Wasserdurchlässig

    Eingesetztes Material: Gewebe und Vliesstoffe

  • Drainieren

    Hier muss Regenwasser aufgenommen und abgeleitet werden, gleichzeitig muss das Geotextil aber Materialien wie Steine und Schlamm zurückhalten. Ein Drainage-Geotextil ist meistens in mehreren Schichten aufgebaut.

    Anforderungen:

    • Hohe Festigkeit
    • Verrottungsbeständig
    • Wasserdurchlässig

    Eingesetztes Material: Gewebe und Vliesstoffe

Gewebe oder Vliesstoffe sind in den meisten Fällen keinem dieser Zwecke eindeutig zugeordnet, obwohl teilweise erhebliche Unterschiede zwischen Geotextilien aus Geweben und Vliesstoffen bestehen. Grundsätzlich müsste zum Beispiel ein Geotextil aus kardierten Fasern drei- bis fünfmal so viel Gewicht aufweisen, um die Zugfestigkeit eines Gewebes zu erreichen. Gewebe hingegen können oft die Anforderungen an Wasseraufnahme und Filterwirkung nicht in einem wirtschaftlichen Rahmen erfüllen.

Spinnfaser oder kardierte Stapelfaser

Geotextilien aus Vliesstoff

Wenn man sich Vliesstoff-Geotextilien etwas genauer ansieht, stellt man fest, dass es auch hier zwei Hauptgruppen gibt: Geotextilien aus Spinnfasern und Geotextilien aus kardierten Stapelfasern. Beide Produkte gibt es üblicherweise in einem Gewichtsbereich von 350 g/m2 bis 2.200 g/m2. Im Allgemeinen sind die Geotextilien aus Spinnvlies etwas wirtschaftlicher herzustellen, die Herstellkosten liegen in der Regel knapp 10% unter denen vergleichbarer Geotextilien aus kardierten Stapelfasern. Der Grund hierfür liegt in den geringeren Rohstoffkosten (Fasern sind teurer als Resin) und in der Tatsache, dass Geotextilien aus Spunbond in der Regel mit einem geringeren Gewicht auskommen. Auch hier ist keine der Produktionsmethoden einer bestimmten Aufgabe der Geotextilien zugeordnet.

Vorteile Spunbond

  • Gewichtsreduzierung = weniger Rohstoffeinsatz
  • Billigerer Rohstoff Resin, rund 30% günstiger als Fasern

Nachteile Spunbond
  • Hoher Investitionsaufwand
  • Hohe Betriebskosten
  • Geringe Flexibilität, zum Beispiel in Bezug auf die Faserfeinheit

Ein kardiertes Vlies kann üblicherweise mit einer Faserfeinheit von 1-110 dtex hergestellt werden. Bei einer Spunbondanlage ist der Hersteller typischerweise auf Produkte von 1-10 dtex beschränkt.

Wettbewerbsvorteile durch Groz-Beckert

Es ist anzunehmen, dass angesichts der anstehenden großen Investitionen die Abnahmekriterien für Geotextilien auch in China künftig deutlich strikter werden und es regional übergreifende, einheitliche Vorgaben geben wird. Damit werden auch die Anforderungen an die Stabilität des Produktionsprozesses der Hersteller deutlich steigen. Eine Konsolidierung des Markts ist zu erwarten, und letztendlich werden Firmen, die einen stabilen Produktionsprozess beherrschen, zu Marktführern aufsteigen.

Weltweit nutzen die Marktführer in ihrem jeweiligen Segment fast ausschließlich Nadeln von Groz-Beckert: Dank ihrer vorteilhaften Eigenschaften hinsichtlich Prozesssicherheit, Verschleiß und Robustheit bieten Groz-Beckert Nadeln Wettbewerbsvorteile, die diese Überlegenheit im Markt für Geotextilien erst möglich machen.

Groz-Beckert selbst hat unterdessen seine Stellung als weltweit qualitativ und quantitativ führender Hersteller immer weiter ausbauen können: Die permanente Weiterentwicklung der Produkte im Bereich Felting für mehr Präzision, Haltbarkeit und Effizienz hat diesen Vorsprung ermöglicht.